SPD-Mann steht Rede und Antwort: Volker Schmidt zu Gast beim Kamingespräch
Er ist ausgebildeter Krankenpfleger und medizinisch-technischer Assistent, überblickt somit die gesundheitspolitischen Entwicklungen seit knapp 40 Jahren und ist mit der saarländischen Versorgungsstruktur gut vertraut. Als langjähriger Geschäftsführer und Inhaber eines Seniorenheims ist er auch selber Akteur im Gesundheitsmarkt und kennt die Probleme des Gesundheitswesens nicht nur als Sozialpolitiker.
Unter der Moderation des Vorsitzenden der saarländischen Landesgruppe des NAV-Virchow-Bundes, Dr. Nikolaus Rauber, und des Landesvorsitzenden des Hartmannbundes, Dr. Ralf Grundmann, stellte sich Volker Schmidt den Fragen der Teilnehmer, wobei insbesondere angesichts der anstehenden Bundestagswahl im September 2013 die Themen Bürgerversicherung, Ökonomisierung der Medizin, bürokratische Überfrachtung der ärztlichen Tätigkeit, Attraktivität des Arztberufes, Neukonzeption der ärztlichen Weiterbildung und die Sicherstellung der regionalen Versorgung Interessenschwerpunkte darstellten.
Bezüglich des Fortbestandes des dualen Systems der Krankenversicherung zeigte Schmidt Verständnis für die Ängste der anwesenden Ärzte. Er sah das Problem der Finanzierungslücke in der ambulanten Versorgung, die durch die Abschaffung der privaten Krankenversicherung verursacht werden würde, ging aber davon aus, dass durch eine zusätzliche Steuerfinanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung Einkommensverluste der niedergelassenen Ärzte ausgeglichen werden könnten und es somit zu keinem Praxissterben kommen werde. Das Geschäftsfeld der privaten Versicherungen sah er künftig auf das Angebot von Zusatzleistungen beschränkt.
Von den anwesenden Ärzten wurde auch darauf hingewiesen, dass seit Jahren in der GOÄ keinerlei Inflationsausgleich mehr erfolgte. Die Teilnehmer sprachen sich für den Erhalt der PKV aus, nicht nur wegen der Sicherung ihrer wirtschaftlichen Existenz, sondern auch vor dem Hintergrund, dass über die PKV in den letzten Jahrzehnten alle Innovationen den Eingang in die flächendeckende medizinische Versorgung gefunden hätten.
In Abgrenzung zu Bündnis90/Die Grünen verwies Volker Schmidt darauf, dass die SPD auf die Rückstellungen der privatversicherten Patienten nicht zurückgreifen wolle, da dies einer Enteignung gleichkäme.
Volker Schmidt wies darauf hin, dass die Politik sich in keinem Fall aus der Bedarfsplanung herausnehmen werde, erinnerte daran, dass gerade im Schnittstellenbereich der ambulanten und stationären Sektoren durch die Schaffung eines gemeinsamen Landesgremiums der landespolitische Einfluss gestärkt worden sei. Diesen wolle man auch im Bereich der Krankenhausplanung nicht an die Kassen abgeben.
Volker Schmidt merkte an, dass im Saarland nur in einzelnen Disziplinen freie Arztsitze nicht besetzt werden konnten, sah aber aufgrund der Altersstruktur der saarländischen Ärzte das Problem durchaus als Damoklesschwert der nächsten Jahre. Seitens der Teilnehmer wurde insbesondere darauf hingewiesen, dass durch die zunehmende Spezialisierung in der Medizin dies noch verstärkt werde.
Insbesondere in der Einbeziehung der niedergelassenen Praxen in die ärztliche Ausbildung sah er ein wirksames Instrument dem drohenden Versorgungsmangel zu begegnen. Er brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass bei Aufhebung der strengen Sektorengrenzen von ambulanter und stationärer Versorgung, junge Ärzte die Angst vor der Niederlassung besser überwinden könnten.
Einigkeit bestand bezüglich der Notwendigkeit der Novellierung der fachärztlichen Weiterbildung, auch dass hierfür eine ausreichende Finanzierung in der niedergelassenen Praxis sichergestellt sein und der zusätzliche Aufwand, den ein Praxisinhaber im Rahmen der Fortbildung betreibe, auch in der fachärztlichen Praxis honoriert werde müsse.
Seitens der Teilnehmer wurde darauf hingewiesen, dass zunehmend medizinische Leistungen aus dem stationären Bereich, wie z. B. bei der Dialyse, der Schlafmedizin, aber auch der Augenheilkunde aus dem stationären Bereich in den ambulanten Sektor verlagert worden seien, so dass es für die angehenden Fachärzte nicht möglich sei, ausreichende Kompetenzen alleine in der stationären Weiterbildung zu erwerben.
Diskutiert wurden schließlich Konzepte von Verbundweiterbildungen im fachärztlichen Bereich, wie sie bereits im Bereich der Allgemeinmedizin realisiert worden sind.
Der Virchowbund ist der einzige freie ärztliche Verband, der ausschließlich die Interessen aller niederlassungswilligen, niedergelassenen und ambulant tätigen Ärztinnen und Ärzte aller Fachgebiete vertritt.