Arztpraxen sind nicht der Digital-Helpdesk der Krankenkassen

Die Digitalisierung à la Lauterbach wird zum Sargnagel der ambulanten Versorgung: „Während heute schon Arztpraxen selbst durch die Eigeninitiative von Praxisinhaberinnen und -inhabern vollständig digitalisiert sind, gibt es außerhalb der Praxis weder ausreichend Glasfaserleitungen noch schnelle Anwendungen noch die notwendige Sicherheit und schon gar keine faire und ausreichende Finanzierung“, stellt der Bundesvorsitzende des Virchowbundes, Dr. Dirk Heinrich, fest.

Dr. Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des Virchowbundes (© Virchowbund / Lopata)

Dr. Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des Virchowbundes (© Virchowbund / Lopata)

Immer noch berichtet jede zweite Arztpraxis mehrfach im Monat von Problemen mit der Telematik-Infrastruktur der gematik. Rund ein Viertel der Praxen verzeichnet sogar wöchentlich Systemabstürze, die den Praxisbetrieb massiv stören. Das zeigt eine Umfrage des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung aus der vergangenen Woche.

Daran werden auch die letzten Korrekturen am Digitalgesetz nichts ändern, ganz im Gegenteil: „Nun soll auch noch der Support der Patienten bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens auf die Praxen abgewälzt werden. Das ist Wahnsinn. Denn die Praxen sind nicht der Helpdesk für die Versicherten der Krankenkassen“, kritisiert Dr. Heinrich. Es sei die Pflicht der Krankenkassen, ihre Versicherten bei der Digitalisierung zu begleiten. „Beim Service der Kassen für ihre Versicherten ist noch sehr viel Luft nach oben“, sagt Dr. Heinrich.

„Grundsätzlich muss man leider sagen, dass die Digitalisierung des ambulanten Gesundheitswesens unter Federführung der gematik gescheitert ist. Die Konzeption über die Telematik-Infrastruktur ist störungsanfällig. Es wurde eine Industrie mit kartellähnlichen Angebotsstrukturen unterstützt, die bislang Milliardensummen an dieser Digitalisierung verdient hat, ohne marktreife und anwenderfreundliche Technik bereitzustellen und ohne einen angemessenen Service vorzuhalten. Das ist ein politischer Skandal“, erklärt der Bundesvorsitzende des Virchowbundes.

Daher müsse die Digitalisierung des Gesundheitswesens endlich nutzerorientiert werden. Als Nutzer gelten sowohl Patientinnen und Patienten als auch Ärztinnen und Ärzte. Beispielsweise sollte ein Praxis-Check-In vergleichbar mit jenem auf dem Flughafen eingeführt werden. Patientinnen und Patienten würden sich dann bereits vor dem Betreten der Praxis mit ihrem PC oder Smartphone anmelden.

Digitale Rezepte, Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen etc. müssen sicher und einfach in der Anwendung sein. Aktuell sind diese Anwendungen nach wie vor störungsanfällig und sie führen faktisch zu Mehraufwand und damit zu weniger Zeit für Patienten. Alternative analoge Prozesse müssen – wo erforderlich – etabliert und ebenso einfach durchführbar sein. Alle Anwendungen müssen vor dem Roll-Out ausreichend getestet und erprobt werden – in der Praxis unter Beteiligung von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, die noch in der Versorgung tätig sind. Hierzu ist dringend erforderlich, die Anbieter von Praxisverwaltungssoftware (PVS) zu verpflichten, offene Schnittstellen zu diesen Systemen zu implementieren, ohne daraus wieder ein eigenes Geschäftsmodell zu entwickeln, fordert der Virchowbund. Im selben Zug müssen die einseitigen Sanktionen gegenüber Praxisinhabern abgeschafft werden, da diese ein massives Akzeptanz-Hindernis für die neuen Anwendungen darstellen.

 

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