Mini-OP nach EBM: So rechnen Sie Miniatureingriffe ab und sparen Geld

Möchten Sie eine ambulante Operation abrechnen, können Sie das dank der weiter gefassten EBM-Definition schon bei kleineren Eingriffen. Wir zeigen relevante GOP und Spartipps.

 

Um eine Operation abrechnen zu können, müssen Sie zuvor nicht unbedingt den Patienten halbseitig mit einem Skalpell „aufgeschnitten“ haben. Über den Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) und seine Definition operativer Eingriffe können Sie auch deutlich kleinere Eingriffe adäquat und vollständig abrechnen: 

Definition einer Operation laut EBM

„Operative Eingriffe setzen die Eröffnung von Haut und/oder Schleimhaut beziehungsweise eine primäre Wundversorgung voraus, soweit in den Leistungsbeschreibungen nicht anders angegeben.“

Allerdings: „Punktionen mit Nadeln, Kanülen und Biopsie­nadeln fallen nicht unter die Definition eines operativen Eingriffs.“

Alle Eröffnungen von Haut oder Schleimhaut, die über das Einführen einer Nadel hinausgehen, gelten als operative Eingriffe – so geregelt in Abschnitt 4.3.7 der allgemeinen EBM-Bestimmungen. Injektionen, Punktionen und Biopsien dagegen gelten nicht als Operationen.

 

Diese EBM-Ziffern können Sie bei kleinen Eingriffen abrechnen

Welche Gebührenordnungsposition zur Abrechnung in Frage kommt, kann auch von der Dauer des Eingriffs abhängen. Setzen Sie diese GOP richtig an, lassen Sie kein Geld liegen, das Ihnen zusteht:

 

GOP 02300: Kleine OPs bis 5 Minuten

Diese relativ offen formulierte Ziffer deckt operative Eingriffe bis zu 5 Minuten Dauer ab. Dazu gehören auch primäre Wundversorgung sowie Epilationen im Gesicht und an den Händen. Sie steht allen Arztgruppen zur Verfügung – auch Hausärzten. 

Auch sekundenschnelle Eingriffe können nach GOP 02300 berechnet werden, zum Beispiel die Eröffnung von Aknepusteln, der Schnitt von Brandblasen usw. Allerdings ist die Ziffer 02300 EBM nur einmal pro Behandlungstag beim selben Patienten berechnungsfähig, auch bei mehreren Miniatur­eingriffen. Eine Ausnahme gibt es: Wenn Zellnävi oder mehrere offene Wunden behandelt werden, ist die GOP bis zu 5-mal abrechenbar.

Der EBM liefert allerdings keine genaue Definition, was ein operativer Eingriff von bis zu 5 Minuten umfassen muss. 

Wichtiger Abrechnungsausschluss: Nach ambulanten Operationen können Sie diese GOP 21 Tage lang nicht abrechnen.

 

GOP 02301 und 02302: Konkrete kleinere Eingriffe

Diese beiden GOP enthalten eine konkrete Liste kleinerer Operationen, für die sie berechnet werden können. Sie decken typische Eingriffe ab, die in der Praxis regelmäßig vorkommen. Abgerechnet werden können sie ebenenfalls von Fachärzten und Hausärzten – allerdings nicht im Zeitraum von 21 Tagen nach ambulanten Operationen.

Neben diesen beiden Ziffern des EBM kann die GOP 02300 nicht berechnet werden. Bei anderen Behandlungsterminen können aber kleine operative Leistungen im Sinne der GOP 02301 und 02302 erbracht und berechnet werden.

 

GOP 02340-02343: Punktionen

Da Punktionen – etwa zur Flüssigkeitsgewinnung – keine operativen Eingriffe im Sinne des EBM sind, gibt es für sie eigene Gebührenordnungspositionen, nämlich die GOP 02340 bis 02343. Achtung: Hausärzte können diese EBM-Ziffern nicht abrechnen.

 

GOP 08320 und 26341: Biopsien

Biopsien – zum Beispiel an Brust (GOP 08320) oder Prostata (GOP 26341) – sind eigene Leistungspositionen. Auch sie sind im hausärztlichen Bereich nichtabrechnungsfähig.

 

Weitere Abrechnungstipps zu GOÄ und EBM finden Sie auf unserem Blog. Melden Sie sich auch für eines der Webinare rund um Abrechnung, Wirtschaftlichkeit und Praxisorganisation an.

Wundversorgung dokumentieren

Unseren Mustervertrag Wunddokumentation mit Informationsblatt und Einverständniserklärung für Patienten sowie die praktische Checkliste zur Wunddokumentation können Sie kostenlos herunterladen, wenn Sie bereits Mitglied im Virchowbund sind.

Wenn nicht: Hier haben wir alle Vorteile der Mitgliedschaft für Sie zusammengefasst.

Tipps zum Geldsparen bei ambulanten Eingriffen

Immer wieder lassen Ärztinnen und Ärzte bei ambulanten Operationen Geld liegen. Kleine Beträge summieren sich über die Zeit. Auch wenn die Verdienstmöglichkeiten beim ambulanten Operieren je nach Rahmenbedingungen nicht unbedingt groß sind, lässt sich die Vergütung doch über einige Stellschrauben optimieren. 

OP-Materialien sind oft teuer, und es fallen beim Operieren regelmäßig Kosten an, die beachtet werden sollten.

 

Standardisierte OP-Abläufe 

Wenn Sie öfter kleine Eingriffe durchführen, sollten Sie in jedem Fall den OP-Ablauf standardisieren. 

  • Was ist eine sinnvolle Reihenfolge der immer gleichen Schritte?
  • Wer in Ihrem Team ist für welchen Schritt zuständig? 
    Setzen Sie Ihr Personal effizient und für alle Schritte ein, die Sie delegieren können.
  • Wie lassen sich solche Eingriffe effizient in Ihren Praxisalltag integrieren? 
    Bedenken Sie , wie viele Mitarbeitende und wie viele Räume Sie zur Verfügung haben und welche anderen Praxisabläufe nebenherlaufen (müssen).
  • Investieren Sie Zeit für gute Aufklärung im Vorfeld und in standardisierte OP-Aufklärungsbögen, um Patientinnen und Patienten zu unterstützen und die Zeit für die Beantwortung von Fragen zu reduzieren. So vermeiden Sie Beschwerden von Patienten nach dem Aufklärungsgespräch. 

Standardisierte Abläufe, richtig eingesetztes Personal sowie aufgeklärte Patienten sparen Ihnen Zeit – und letztendlich auch Geld.

Tipp

Denken Sie auch an die Dokumentation, sowohl der standardisierten Abläufe, als auch der Operation selbst, und notieren Sie dabei Zeit-, Material- und Personalaufwand für den Eingriff. 

Indem Sie die Details schriftlich festhalten, sehen Sie leichter Verbesserungspotenzial. Außerdem reduzieren Sie die Wahrscheinlichkeit zu vergessen, auch wirklich jede erbrachte Leistung adäquat abzurechnen. 

Kooperation mit Steri-Diensten oder anderen Praxen

Wenn Sie mit Sterilisationsdiensten kooperieren, lassen Sie Ihr Sterilgut extern aufbereiten. Damit lassen sich also eigene Investitionen in Sterilisationsgeräte reduzieren – solange der Steri-Dienst nicht genauso viel kostet wie die Geräte. 

Eine andere Möglichkeit kann sein, dass Sie mit anderen Praxen kooperieren und zum Beispiel eine Apparategemeinschaft bilden. Das spart nicht nur Geld für eigene Sterilisationsgeräte, sondern auch für Personal: indem für Ihr Personal die Sterilisationsaufgaben wegfallen oder sich reduzieren. 

Laden Sie auch unsere Vorlage zur Dokumentation der Sterilisation herunter.

 

Materialkosten senken durch Einkaufsgemeinschaften

Indem Sie sich an Einkaufsgemeinschaften oder Praxisnetze anschließen, können Sie von den oft vergünstigten Konditionen für Großabnahmen profitieren und auf diese Weise Einkaufskosten für OP-Materialien sparen. Ein Beispiel: die Energie-Einkaufsgemeinschaft unseres Partners Ampere.

Lesen Sie hier weitere Möglichkeiten, wie Sie in Ihrer Praxis Kosten senken können.

 

Vor- und Nachteile standardisierter OP-Sets

Hier gibt es 2 Varianten. Entweder Sie stellen diese Sets selbst zusammen und packen sie auf Vorrat, etwa für häufige, immer gleiche Eingriffe oder mit Dingen, die Sie immer brauchen. Das lohnt sich vor allem, wenn Sie insgesamt nicht am laufenden Band Eingriffe erbringen müssen. Die Vorteile sind: Für Sie maßgeschneiderter Inhalt, keine überflüssigen Materialien sowie ein niedriger Einkaufspreis bei größeren Mengen.

Oder Sie bestellen vorgefertigte, sterile OP-Sets, die oft nach Eingriffsart vorkonfiguriert sind. Die Vorteile: Es spart Personalaufwand bei Ihnen, die Qualität ist gesichert und es ist praktischer, wenn Sterilisieren im großen Stil für Ihre Praxis zu aufwändig ist. Außerdem lohnt es sich für hohe Fallzahlen. 

Allerdings wichtig zu beachten: Bei GKV-Patienten sind die Materialien teilweise Sprechstundenbedarf. Wenn diese im Set verwendet werden, dann zahlt die Kasse sie nicht und kann einen Regress anstoßen. Lesen Sie hier alles Wichtige zum richtigen Einkauf von Sprechstundenbedarf.

 

Richtige Abrechnung der Leistungen

Indem Sie die richtigen GOPs korrekt und vollständig ansetzen, und ggf. auch erbrachte flankierende Leistungen wie Beratung, Verbandswechsel und kleine Nachbehandlungen dokumentieren, lassen Sie kein Geld liegen. Außerdem bieten Sie weniger Angriffsfläche für Rückfragen oder Regressforderungen von Kassen. Holen Sie sich weitere Tipps zum Schutz vor Regress.

Oder lesen Sie hier mehr darüber, wie Sie Wundversorgung und Fremdkörperentfernung nach GOÄ abrechnen. Vorlagen rund um die Wunddokumentation können Sie in unserem Mitgliederbereich herunterladen.

 

Mehr zur Tipps zur Abrechnung erfahren Sie nicht nur in unserem Blog, sondern auch in unseren praxisnahen Online-Seminaren. Unsere Praxisinfos zum Herunterladen bieten Orientierung zu rechtlichen Vorgaben. Bei individuellen Fragen unterstützt Sie unsere persönliche Praxisberatung und Rechtsberatung.

Diesen Artikel teilen

Kommentare

Keine Kommentare

Kommentar schreiben

* Diese Felder sind erforderlich