
So schützen Sie Ihre Praxis vor Hochwasser – und danach
Starkregen und Hochwassergefahr nehmen in ganz Deutschland zu. Was sollten Sie als Praxisinhaberin oder -inhaber tun, um Ihre Praxis zu schützen – und was geht noch, wenn die Flut schon im Keller steht? Wir klären auf.
Starkregen kommt heute in Deutschland doppelt so häufig vor wie vor 100 Jahren. Gleichzeitig können die Böden, die schon übervoll oder aber aus vorherigen Trockenphasen sehr hart sind, das Wasser oft schlechter aufnehmen als früher. Deshalb führt Starkregen häufiger zu Hochwasser, was Gebäude, Gegenstände und andere Besitztümer erheblich schädigen kann.
Durch den Klimawandel sind mehr Gebiete gefährdet als früher, und im Zweifelsfall sollten Sie sich gegen Gefahren durch Hochwasser absichern oder zumindest prüfen, ob das für Ihre Praxis sinnvoll ist. Denn schnell schlägt die Beschädigung teurer Praxisausstattung wie auch medizinisch-technischer Geräte mit 5- und 6-stelligen Summen zu Buche.
Das kann existenzbedrohend sein. Außerdem ist es besonders schmerzhaft, wenn Sie es hätten vermeiden können oder keinen Versicherungsschutz haben.
In diesem Beitrag zeigen wir, wie Sie Ihre Praxis bestmöglich auf Hochwasser vorbereiten. Außerdem erfahren Sie, was Sie am besten tun sollten, wenn Sie und Ihre Praxis doch Schäden durch Überschwemmungen erlitten haben.
Vor dem Hochwasser: 5 Tipps zur Vorbeugung
Wer vorbereitet ist, kann die Gefahren durch Hochwasser deutlich mildern. Diese Tipps helfen, Ihre Praxis rechtzeitig zu schützen.
Lage prüfen
Als erstes sollten Sie prüfen, ob Sie in einem Risikogebiet leben und wo genau Ihre Praxis liegt. Eine Erstprüfung für Ihr individuelles Risiko ist mit dem „Naturgefahren-Check“ möglich.
Wohnen oder arbeiten Sie zum Beispiel im Tal oder in Kessellage? Doch Vorsicht: Auch Hang- und Gipfellagen schützen nicht automatisch vor Beschädigung durch Überschwemmung und Starkregen.
Auch individuelle Lageumstände spielen eine Rolle: Liegt Ihre Praxis ebenerdig oder im Keller?
Darüber hinaus sollten Sie das typische Wetter Ihrer Region kennen. Wann ist die Gefahr durch Hochwasser am größten? Tendenziell liegt die Hochwasser-Zeit zwischen Mai und September, wenn kurzer, heftiger Regen häufig ist.
Falls Sie selbst bauen, sollten Sie schon jetzt Risikofaktoren berücksichtigen.
Baulich vorsorgen
Manche baulichen Maßnahmen können auch im Nachhinein noch getroffen werden. Zum Beispiel können hochwassersichere Fenster und Türen sehr wirksam sein. Auch Hochwasserschutzmauern, Schwellen vor Treppenabgängen, erhöhte Hauseingänge oder automatische Schutzsysteme können meist nachträglich noch angebracht werden.
Bauen Sie selbst, können der Eingang und die Fenstertüren höher gelegt werden. Möglicherweise müssen Sie ohne Keller planen – oder Sie können ihn als eine Art wasserdichte Wanne errichten lassen. Damit der Keller nicht überschwemmt, können Rückstauverschlüsse installiert werden.
In Gebieten mit Überschwemmungsgefahr helfen oft zusätzlich staatliche Stellen, zum Beispiel beim Bau von Regenrückhaltebecken oder Deichen und Dämmen.
Weitere Tipps für den Bau gegen Hochwasser finden Sie in der Hochwasserschutzfibel des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat.
Versicherungsschutz aufbauen
Erwägen Sie auch, ob und welcher Versicherungsschutz für Sie passen könnte. Am ehesten nützt für Hochwasser, aber auch für Lawinen und ähnliche Phänomene, wahrscheinlich eine Naturgefahrenversicherung, auch Elementarschadenversicherung genannt.
Möglicherweise kommt auch eine Gebäude-, Inventar- oder Ertragsausfall- bzw. Betriebsunterbrechungsversicherung für Sie in Frage. Diese können bei Wetterfolgen greifen. Prüfen Sie jedoch genau, ob speziell Hochwasser und Starkregen dabei wirklich versichert sind.
Diese Versicherungen finden Sie auch kurz dargestellt in unserem Blogbeitrag „Gut versichert als Arzt in der Praxis“. Für einen weiterführenden Überblick gibt es die Infobroschüre unseres Partners Ecclesia med zum Download.
Sie interessieren für weitere Informationen zum Thema Versicherungen? Der Beitrag „Praxisausfall: So schützen Sie sich“ bietet Orientierung und Hilfe.
Wetterbericht verfolgen
Es klingt banal, aber eine sehr gute Informationsquelle ist stets der aktuelle Wetterbericht. Hier gilt: „No news is good news.“ Ob im Radio, Fernsehen, Wetter-Webseiten, Apps oder Push-Nachricht: Beachten Sie Hochwasserwarnungen und Wettermeldungen.
Einige Bundesländer stellen Hochwasserportale bereit. Prüfen Sie am besten, ob es das auch in Ihrem Bundesland gibt. Die Namen der Portale folgen dem Muster www.hochwasser.[bundesland].de, also zum Beispiel www.hochwasser.rlp.de oder www.hochwasser.baden-wuerttemberg.de.
Außerdem gibt es ein länderübergreifendes Hochwasserportal mit interaktiver Karte, die einen Überblick über konkrete Gefahren und Risiken durch Hochwasser gibt.
Hilfreich sind auch Warn-Apps wie KATWARN oder NINA. Diese digitalen Frühwarnsysteme informieren über Gefahrensituationen in der eigenen Region und geben Tipps, wie Sie sich schützen können.
Für den Akutfall vorsorgen
Sie erwarten, dass bedenkliche Wassermengen Ihr Gebäude treffen und schädigen könnten? Dann sollten Sie für den Akutfall Schutzsysteme aus dem Fachhandel anbringen.
Im Notfall und je nach Verfügbarkeit können Sie auch Sperrholz und andere Baumaterialien als Schutzwand einsetzen. Mit Sandsäcken können Sie Schutzwälle bauen. Auch das erfordert natürlich etwas Vorbereitung, wenn Sie die Materialien nicht ohnehin zur Hand haben.
Eine weitere gute Investition kann der Kauf einer Flutbox sein, einem Soforthilfe-Set aus dem Baumarkt oder Internethandel. Es enthält eine Tauchpumpe, die auch bei drückendem Grundwasser eingesetzt werden kann.
Der Vorteil: Wenn Ihre Räume unter Wasser stehen, die Feuerwehr aber nicht gleich zu Ihnen kommen kann, können Sie das Wasser mit der Flutbox selbst abpumpen und so manche Schäden abwenden.
Es empfiehlt sich auch, für den Hochwasserfall in der Praxis einen Notfallplan zu erstellen. Dieser kann Sie durch die Ausnahmesituation leiten und vor überstürztem Handeln bewahren. Holen Sie sich hier Tipps für Notfallpläne in der Arztpraxis.
Da in Überschwemmungen auch wichtige Dokumente verloren gehen können, ist es kein Fehler, einige Dokumente hochwassersicher zu lagern oder Duplikate anzufertigen. In unserem Blogbeitrag zum Notfallordner finden Sie eine Auswahl von Dokumenten, für die das sinnvoll sein kann.
Die Flut kommt: 3 Schritte zur Schadensbegrenzung
Manchmal kommen die Wassermassen plötzlich und jede Vorkehrung zu spät. Dann gilt es durch zügiges, aber bedachtes Handeln Schlimmeres zu vermeiden.
Wenn es bereits eine Hochwasserwarnung gab, sollten Sie nicht unüberlegt handeln. Noch einmal kurz in den Keller zu gehen, könnte lebensgefährlich enden. Sichern Sie stattdessen wenn möglich lieber Bargeld, wichtige Dokumente und Unterlagen zum Beispiel durch erhöhtes Lagern oder das Ausweichen in weniger betroffene Zimmer, und schützen Sie hilfsbedürftige Personen und Kinder.
Falls das Hochwasser noch steigt, sollten Sie auch Ihre Infrastruktur schützen und Gegenstände vor mehr Schäden bewahren. Die Heizungsanlage muss gesichert werden – eventuell können Fachleute dabei unterstützen.
Wenn Sie es selbst können, sollten Sie umgehend Strom, Wasser und Gas abstellen. Andernfalls müssen die Verantwortlichen dies übernehmen, denen Sie ggf. Bescheid sagen müssen.
Nach den Sicherungsmaßnahmen sollten Sie – wenn noch genug Zeit ist – vorsorglich alle Gegenstände aus Keller und Erdgeschoss räumen.
Ist das Wasser bereits im Keller, helfen nur noch Pumpen. Die Feuerwehr kann nicht sofort bei jedem Betroffenen Hilfe leisten, da sie bei großen Hochwasserlagen Prioritäten setzen muss. Wer nun eine Flutbox zur Hand hat, kann selbst zu pumpen beginnen.
Weitere Informationen, Ratgeber und eine Checkliste sowie eine Warn-App stellt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hier bereit.
Nach dem Hochwasser: 3 Tipps zur Schadensregulierung
Wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, das Hochwasser Ihre Räume also schon beschädigt hat, geht es vor allem darum, größerer Zerstörung vorzubeugen.
Der erste Schritt ist es, das Wasser abzupumpen. In der Regel müssen Betroffene abwarten, bis der Pegelstand zurückgegangen ist, bevor die nächsten Schritte möglich werden.
Dokumentieren und nachweisen
Das Wasser im Gebäude ist weitgehend abgepumpt? Dann sollten Sie in erster Linie schnell handeln, um die Zerstörung einzuhegen, Ertragsausfälle zu minimieren und, wenn möglich, zu kompensieren.
Besonders wenn Sie eine Versicherung haben, sollten Sie sich wenn möglich darum bemühen, dass die Schäden nicht zu groß werden. Die Schäden sollten Sie dokumentieren. Hier sind Sie im eigenen Interesse selbst in der Pflicht, denn in einer Katastrophenlage kann nicht jeder Schaden von Gutachterinnen und Gutachtern aufgenommen werden.
Da Sie der Versicherung die Schäden nachweisen müssen, sollte Sie:
- Fotos und Videos kaputter Gegenstände und beschädigter Einrichtung aufnehmen. Besonders Fotos von Dingen, die sofort entsorgt werden müssen, sind entscheidend.
- Fotos, Videos und/oder ein genaues Protokoll der einzelnen Schritte Ihrer Aufräumarbeiten machen.
- eine Liste der beschädigten Immobilen, Inventarien, Maschinen, Büroräume, Betriebsmittel, Werkstoffe, Gütern und Lagerbeständen erstellen.
Die Dokumentation ist auch wichtig, weil Versicherte die Höhe des Schadens oft schwer abschätzen können. Dies ist auch für Experten anhand von Fotos oft schwierig. Deswegen gilt: Je besser und genauer alles dokumentiert ist, desto eher kann die Versicherung weiterhelfen und Sie können eine adäquate Summe für Ihre Schäden erhalten.
Versicherungsschutz prüfen und Schaden melden
Suchen Sie den Kontakt zu Ihrem Kundenberater, sobald es Ihnen möglich ist. Gemeinsam sollten Sie die Versicherungspolicen überprüfen. Wenn Sie eine Gebäudeversicherung haben, enthält diese eine Absicherung gegen Elementarschäden inklusive Naturgefahren wie Überschwemmungen durch Starkregen?
Ist Ihre Einrichtung betroffen, greift die Inventarversicherung. Auch hier müssen Sie prüfen, ob diese einen Schutz gegen weitere Naturgefahren enthält.
Sind Fahrzeuge beschädigt, ist die KFZ-Versicherung einzuschalten.
Erstes Aufräumen
Wenn der Wasserstand sinkt, sollten Sie die Räume ausreichend belüften und Dreck und Schlamm entfernen, bevor alles trocknet. Ihre Versicherung hat möglicherweise Kontakte zu Fachfirmen, die bei Aufräumarbeiten unterstützen können. Fragen Sie am besten nach.
Wichtig dabei: Bevor die Aufräumfirma kommt, sollten Sie die zu erwartenden Kosten ungefähr einschätzen lassen und sich die Einschätzung von der Versicherung freigeben lassen.
Vergessen Sie jedoch vor dem Aufräumen nicht die Dokumentation, auch in Absprache mit Ihrem Kundenbetreuer bei der Versicherung. Dieser kann Ihnen eventuell noch Tipps für die Schadensnachweise geben.
Unkomplizierte Abwicklung
Je nach Versicherung kann die Abwicklung Ihres Falls auch schneller und einfacher sein. Bei den meisten Erstterminen ist direkt ein Schadenregulierer von der Versicherung dabei. Möglicherweise können dann schon beim ersten Termin sehr viele Schadensfälle vollständig abgewickelt werden.
Dabei können die wesentlichen Eckdaten der Schäden unmittelbar in ein Online-Tool eingegeben werden, zum Beispiel die Größe des betroffenen Bereichs. Daraus kalkuliert das Tool dann die Schadenshöhe, der Sie als Kunde zustimmen müssen. Möglicherweise können Sie sogar eine Auszahlung vor Ort erhalten, oder die Summe wird direkt überwiesen.
Als Versicherungskunde ist es auch möglich, nachträglich einen höheren Betrag zu fordern, wenn die Summe sich als nicht ausreichend herausstellt. Dieses unkomplizierte Verfahren wird bisher nur von einigen Versicherungen angeboten, wird aber auch unter Versicherern beliebter.
Für Virchowbund-Mitglieder gibt es bei der Ecclesia-Gruppe spezielle Versicherungsangebote, auch zur Absicherung von zum Beispiel Gebäuden oder gegen Starkregen und Hochwasser. Zur Beratung wenden Sie sich direkt an unseren Partner.
Informieren Sie sich auch in unserem Blogbeitrag, welche Versicherungen für Ärzte sinnvoll sein können.
Klicken Sie hier für mehr Information zu den Versicherungskonditionen für Mitglieder und lesen Sie auch, welche weiteren Vorteile Sie als Mitglied im Virchowbund genießen. In unserem Veranstaltungskalender finden Sie viele praktische Online-Seminare rund um Praxis-Knowhow, Arbeitsrecht und Abrechnungsthemen.
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