Hautschutz und Händehygiene in der Arztpraxis: Eine Handreichung

Hände desinfizieren geht Ihnen als Arzt, Ärztin oder MFA in Fleisch und Blut über. Trotzdem kann es sein, dass Ihnen manche Vorgaben rund um die Handhygiene vielleicht nicht geläufig sind – oder Sie als frischgebackener Arzt oder Praxisinhaber noch unsicher sind. Hier finden Sie die wichtigsten Punkte zusammengefasst.

 

Wer täglich Patientinnen und Patienten behandelt, weiß: Saubere Hände retten Leben – und gesunde Haut hält durch. Händehygiene und Hautschutz gehören zum medizinischen Alltag wie Ihr Fachwissen – und sind gleichzeitig die Grundlage für Sicherheit, Vertrauen und langfristige Berufsgesundheit. 

In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie mit einfachen, praxistauglichen Routinen Infektionen verhindern, Ihre Haut schützen und dabei die Qualität Ihrer Praxisabläufe stärken.

 

Händedesinfektion und Händewaschen: Die Grundlage der Hygiene

Die Händedesinfektion ist eine der wichtigsten Maßnahmen, um die Verbreitung von Krankheitserregern zu verhindern. Desinfiziert werden müssen die Hände in verschiedenen Situationen:

  • Vor sowie nach dem Patientenkontakt
  • Nach Berühren der Patientenumgebung (Liege, Stuhl etc.)
  • Vor aseptischen Tätigkeiten (z. B. Injektionen, Wundversorgung)
  • Nach Kontakt mit potenziell infektiösem Material (z. B. Blut und andere Körperflüssigkeiten)
  • Nach Ausziehen der Handschuhe, wenn Kontakt mit Erregern möglich war
Tipp

Verwenden Sie eine ausreichende Menge Desinfektionsmittel (ca. eine hohle Hand voll) und reiben Sie es mindestens 30 Sekunden lang in allen Handflächenbereichen ein, einschließlich Fingerkuppen, Daumen, Nagelfalze und Handgelenke. Lassen Sie das Mittel dann die vorgegebene Zeit einwirken und trocknen Sie es nicht ab.

Hände desinfizieren ist schonender als Händewaschen. Händewaschen sollten Sie nur dann, wenn die Hände sichtbar verschmutzt sind. In allen anderen Fällen ist die Händedesinfektion die bessere Wahl, da sie gründlicher reinigt und die Haut weniger belastet und austrocknet.

Verwenden Sie zum Waschen ein mildes Handwaschmittel und achten Sie darauf, Ihre Hände mit lauwarmem Wasser gründlich zu waschen. Trocknen Sie sie anschließend sorgfältig ab, um Hautirritationen zu vermeiden. Am besten eignet sich ein weiches Einmalhandtuch.

 

Hautschutz: Schutz vor Hautschäden

Häufiges Desinfizieren und das Tragen von Handschuhen können die Haut austrocknen oder schädigen. Daher ist der Hautschutz besonders wichtig:

  • Vor Arbeitsbeginn: Tragen Sie eine Hautschutzcreme auf, um die Hautbarriere zu stärken. Ein Tropfen in Größe einer Haselnuss ist ausreichend.
  • Nach der Arbeit: Eine kleine Menge einer reichhaltigen Pflegecreme hilft, die Haut zu regenerieren und zu schützen.
  • Nach Pausen und nach dem Händewaschen

Wählen Sie Produkte ohne Duftstoffe oder schädliche Konservierungsstoffe, um Hautirritationen und allergische Reaktionen zu vermeiden. Das gleiche gilt für Handschuhe, die gepudert sind.

 

Der richtige Umgang mit Handschuhen

Das Tragen von Handschuhen ist nötig, wenn die Hände in Kontakt mit Blut, Körperflüssigkeiten oder potenziell infektiösem Material kommen.

Achten Sie bei Einmalhandschuhen darauf, diese richtig anzulegen, sodass keine Hautstellen ungeschützt bleiben. Nach dem Gebrauch sind Handschuhe sofort zu entsorgen, und Sie sollten die Hände desinfizieren. 

In welchen Fällen sollten Sie und Ihr Team Handschuhe tragen? Ein Fall sind operative Eingriffe. Hier benötigen Sie sterile Einmalhandschuhe. Kommen Sie mit Körperausscheidungen und -flüssigkeiten in Kontakt oder mit wirkstoffhaltigen Salben und Gelen, sollten Sie unsterile Einmalhandschuhe verwenden. Für den Kontakt mit Reinigungs- und Flächendesinfektionsmitteln sind chemikalienbeständige Schutzhandschuhe die richtige Wahl.

Tipp

Feuchtigkeit in Handschuhen ist der Feind der gepflegten Hand. Die Haut kann dadurch aufquellen und sich so für schädigende Substanzen und Eindringlinge öffnen. Ziehen Sie die Handschuhe daher nur auf ganz trockene Hände, wechseln Sie die Handschuhe, wenn Sie sie lange am Stück tragen müssen oder ziehen Sie in diesen Fällen Baumwollhandschuhe darunter.

Indem Sie sorgfältige Handhygiene in Ihrem Team etablieren, leisten Sie übrigens einen relevanten Beitrag zum Arbeitsschutz, zu dem Sie Ihren MFA und anderen Angestellten gegenüber gesetzlich verpflichtet sind. Arbeitsschutz ist nicht Ihr Fachgebiet? Kein Problem. In unserem Webinar “Grundlagen des Arbeitsschutzes” erfahren Sie alles Nötige von den Expertinnen der BGW – kurz, knapp und praktisch. Auch Nicht-Mitglieder dürfen teilnehmen!

Die BGW stellt auch eine Übersicht zur Handhygiene bereit.

Mehr zu Hygiene-Bauvorgaben für Ihre Praxis, hygienischer Praxiswäsche oder der Frage, wann Sie eine Hygienebeauftragte brauchen, finden Sie auf unserem Blog. Auch eine Vorlage „Reinigungsplan“ können Sie bei uns herunterladen.

 

Hygieneplan, Schulungen und Auffrischungen 

Ein Hygieneplan für die Praxis, der alle Schritte zur Händehygiene und Hautpflege umfasst, sollte unbedingt erstellt und seine Einhaltung und Aktualität regelmäßig überprüft werden. Dieser Plan hilft dabei, dass das gesamte Praxisteam die gleichen Standards einhält und es keine Unsicherheiten gibt. Darüber hinaus müssen Sie im Falle einer Praxisbegehung nachweisen können, dass der Plan befolgt wird und aktuell ist. Was sonst noch wichtig für die Praxisbegehung ist, finden Sie auf unserer Checkliste „Praxisbegehung“.

Ein wichtiger Beitrag zu gutem Hygienemanagement ist die regelmäßige Schulung des gesamten Praxisteams. So können Sie sichergehen, dass alle Mitarbeitenden die richtigen Maßnahmen kennen und anwenden. Als Praxisleitung sollten Sie dafür sorgen, dass alle stets auf dem neuesten Stand sind.

Indem Sie diese grundlegenden Maßnahmen zur Händehygiene und zum Hautschutz konsequent in Ihrem Praxisalltag umsetzen, tragen Sie aktiv dazu bei, die Gesundheit Ihrer Patientinnen und Patienten sowie des gesamten Teams zu schützen. Konsequent sorgfältige Handhygiene ist nicht nur Schlüssel zur Risikominimierung, sondern kann auch Ihrem Team und Patientinnen und Patienten einen positiven Eindruck von Ihrer Praxisführung vermitteln. 

 

Sie haben konkrete Fragen zu diesen oder anderen Aspekten der Praxisorganisation oder des Praxis-Knowhows? Dann können Sie sich als Mitglied an unsere Praxisberatung wenden. Außerdem bieten wir praktische Online-Seminare zu diesen Themen sowie Praxisinfos, Musterverträge und Vorlagen zum Herunterladen. Für rechtliche Aspekte steht Ihnen unsere persönliche Rechtsberatung zur Verfügung.

 

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