Praxis in der Krise: Das können Ärzte jetzt tun

Der Kostendruck für die Arztpraxis wächst durch Inflation, Energiekrise und Stillstand beim Orientierungspunktwert. Dazu kommt die aktuelle Krisenstimmung mit Krieg, Krankheitswellen und Fachkräftemangel. So können Sie als Praxisinhaber gegensteuern, um sich gegen die Krise zu wappnen.

 

Der Medizinklimaindex zeigt: Die Wirtschaftliche Zuversicht der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte hat einen historischen Tiefstand erreicht. Laut Stiftung Gesundheit fühlen sich 34,4 % der Praxen in erheblichem Maß von Energiepreissteigerungen betroffen. Weitere 4,5 % sind sogar unmittelbar in ihrer Existenz bedroht.

Als Praxisinhaberin bzw. Praxisinhaber haben Sie unterschiedliche Möglichkeiten auf die aktuellen Umstände zu reagieren: mit Verdrängung, Ohnmachtsgefühlen oder Proaktivität. Hier finden Sie Tipps, wie Sie es schaffen, die Krise erfolgreich zu managen.

 

Potenziale identifizieren

Energie, Material, Miete – alles wird teurer. Doch in fast allen Betrieben gibt es noch Potenzial das unternehmerische Ergebnis zu verbessern. Analysieren Sie, wo Sie Kosten einsparen, Einnahmen erhöhen und Arbeitsabläufe effizienter machen können.

 

Strom sparen

Strom sparen lässt sich durch effizientere Geräte, Energiesparlampen und LED-Beleuchtung und dadurch, dass nichtbenutzte Geräte abgeschaltet werden, anstatt im Standby-Modus zu bleiben. In wenig genutzten Räumen können Bewegungsmelder dafür sorgen, dass nicht unnütz das Licht brennt.

Energie-intensive Praxen dagegen müssen entweder den Einsatz ihrer Geräte optimieren (z. B. über die Terminplanung) oder versuchen, die Einkaufspreise zu drücken. In der aktuellen Lage ist das schwierig, aber nicht unmöglich.

Unser Tipp: Bilden Sie Einkaufsgemeinschaften. Darin schließen sich viele einzelne Verbraucher zusammen und bündeln ihren Bedarf. So erhalten Sie Mengenrabatte, die sonst Großkunden vorbehalten sind. Der Virchowbund bietet eine solche Einkaufsgemeinschaft über unseren Partner Ampere.

 

Heizkosten senken

Im Wartezimmer kann die Temperatur niedriger sein als im Behandlungszimmer, wo Patienten sich entblößen müssen. Smart-Meter können helfen, das Heizverhalten zu optimieren. Wie, das erklärt der Blogbeitrag „4 Tipps, wie Sie Energiekosten sparen können“.

Auch gestraffte Sprechstunden- und Praxisöffnungszeiten können die Heizkosten senken. Das ist nur einer der vielen Gründe, die aktuell für eine Vier-Tage-Woche in der Praxis sprechen.

Bauliche Maßnahmen wie Dämmung von Fenstern, Wänden und Türen verursachen anfangs Kosten, die sich erst im Lauf der Zeit refinanzieren. Je länger Ihre Praxis noch bestehen soll, desto sinnvoller sind solche Investitionen.

Eine gute Chance, Heizkosten zu drücken, sind auch hier Einkaufsgemeinschaften.

 

Mietkosten abfedern

Indexmietverträge sorgen aktuell dafür, dass die Mieten für Praxisräume steigen. Warum das an sich noch kein Grund zur Panik ist, erklären wir im Blogbeitrag zur Indexmiete.

Wenn die Miete jedoch auf absehbare Zeit zu hoch ist, kann ein Praxisumzug nötig werden. Lassen Sie sich vor diesem Schritt von uns rechtlich beraten und nutzen Sie unsere Checkliste zum Praxisumzug.

 

Medizinisches Material und Sprechstundenbedarf einkaufen

Selbst wenn Sie den allgemeinen Preisanstieg bei Verbrauchsmaterial, Sprechstundenbedarf und Co. nicht verhindern können – zumindest abfedern können Sie die Kostenexplosion. Auch viele kleine Einsparungen können sich lohnen.

Bündeln Sie Ihre Bestellungen, um größere Mengen zu erzielen oder vereinbaren Sie sogenannte Abrufkontingente. Damit sichern Sie sich den Preis für z. B. ein Jahr und können sich dennoch sukzessive nach Bedarf beliefern lassen.

Reduzieren Sie die Zahl Ihrer Lieferanten. So haben Sie einerseits einen besseren Überblick und sparen andererseits Versandkosten und Zuschläge für Kleinmengen. Je größer Ihre Bestellmenge pro Lieferanten, desto eher können Sie auch Preise oder Versandkosten noch einmal nachverhandeln. Auch hier gilt: Wer einer Einkaufsgemeinschaft beitritt, hat bessere Chancen.

Auf der Seite „Kosten senken“ bieten wir Ihnen weitere Tipps zu mehr Kosteneffizienz in der Arztpraxis.

 

Verträge prüfen

Andere Posten wie Internet- und Telefonverträge, Versicherungen etc. bieten in geringerem Maß ebenfalls Einsparpotenzial. Überprüfen Sie, ob sich der Wechsel zu einem anderen Tarif oder Anbieter lohnt.

Versicherungskosten sind in den meisten Fällen unbeschränkt steuerlich absetzbar. Dadurch lassen sich also auch indirekt Kosten sparen: bei der Steuererklärung.

 

Personalkosten reduzieren

An den Kosten für Personal zu sparen ist selten eine gute Idee. Personal zu kündigen reduziert zwar die Kosten. Doch die meisten Praxen leiden ohnehin bereits unter dem Fachkräftemangel. Tendenziell niedrige MFA-Gehälter verschärfen diese Situation noch.

Aus Sicht eines Unternehmens sind nicht die Gehälter das Problem, sondern die Lohnnebenkosten, also die Sozial- und Versicherungsabgaben. Diese Nebenkosten können Sie gezielt durch sogenannte Lohnbausteine senken. Für Lohnbausteine fallen keine Sozialabgaben und nur geringe oder keine Lohnsteuern an. Sie als Arbeitgeber sparen Kosten und Ihre Angestellten haben mehr Netto vom Brutto. Erfahren Sie hier mehr über Lohnbausteine.

Clever sparen

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Vorteile ansehen

Zeit für die richtigen Leistungen freihalten

Wahrscheinlich werden Sie als Vertragsarzt bzw. -ärztin immer Leistungen haben, die Sie querfinanzieren müssen. Dennoch sollten Sie wissen, welche Leistungen sich für Ihre Praxis lohnen. Der wahrscheinlich wichtigste Posten: Selbstzahlerleistungen. Diese sollten Sie ausbauen.

Ihr Terminmanagement sollten Sie so ausrichten, dass Sie genügend Blöcke für wirtschaftliche Leistungen freihalten, um die notwendigen unwirtschaftlichen Leistungen zu decken.

Lesen Sie hier weitere Anregungen, wie Sie Ihren Umsatz steigern können.

 

Abrechnung optimieren

Bei der Abrechnung lassen viele Praxen immer noch Geld liegen. Abrechnungsziffern und Zuschläge werden aus Unwissen oder Vorsicht nicht angesetzt.

Praxistipps zur Abrechnung vieler verschiedener Leistungen nach GOÄ und EBM finden Sie hier im Praxisärzte-Blog.

Tipp

Für Mitglieder im Virchowbund gibt es mit dem Mentoring von Senior Expert Docs® und dem Abrechnungsdienstleister privadis professionelle Hilfe in Sachen Abrechnung.

GOÄ steigern

Die meisten niedergelassenen Ärzte sind bei der GOÄ-Abrechnung im Umgang mit Faktorerhöhungen zurückhaltend. Sie fürchten Rückfragen von Patienten oder Kostenträgern.

Dabei ist die Steigerung in der GOÄ ausdrücklich vorgesehen. Für viele Leistungen ist der Faktor 2,5 oder sogar 3,5 möglich. Hier erfahren Sie, wie Sie richtig die GOÄ steigern.

 

Terminvermittlung neu regeln

Die Neupatienten-Regelung ist zwar Geschichte, aber die Umsatzeinbußen lassen sich teilweise oder sogar ganz durch neue Zuschläge auffangen. Davon profitieren Hausärzte und Fachärzte gleichermaßen. Im Praxisärzte-Blog geben wir Tipps zur wirtschaftlichen Terminvermittlung.

Tipp

Ihnen fehlt ein genauer Überblick über Ihre Einnahmen und Ausgaben? Die Praxisinfo „Die Auswertung Ihrer Buchhaltung“ hilft Ihnen, Klarheit in Ihre Finanzen zu bringen.

Zahlungsunfähigkeit vermeiden

Eine der wichtigsten Maßnahmen Ihr Unternehmen abzusichern: Stellen Sie sicher, dass die Praxis immer zahlungsfähig bleibt. Dabei hilft ein Frühwarnsystem, das Sie rechtzeitig über mögliche Liquiditätsengpässe informiert. Andernfalls führt die Zahlungsunfähigkeit oft direkt in ein Insolvenzverfahren.

Wie Sie ein solches System aufsetzen, erklärt im Detail unsere Praxisinfo „Liquidität in der Arztpraxis“. Darin finden Sie auch eine Checkliste zur Liquiditätskontrolle. Hier geht’s zu unseren Praxisinfos.

 

Mitarbeiter führen in der Krise

Nicht nur Sie, auch Ihre Mitarbeitenden sind wahrscheinlich von der Krise finanziell und emotional betroffen. Steigende Krankheitsfälle und Kündigungen können die Folge sein. Gerade in unsicheren Zeiten ist daher aktive Mitarbeiterführung gefragt.

Hören Sie zu, wenn Ihre Mitarbeiter über ihre Sorgen klagen. Schon das Zuhören kann Unsicherheit abbauen sowie Stimmung, Zuversicht und Vertrauen im Team verbessern. Zeigen Sie Verständnis und Empathie – Lösungen brauchen Sie nicht sofort zu präsentieren.

Inflationsbonus

Falls Sie Ihren Mitarbeitern finanziell unter die Arme greifen wollen: Bis zu 3.000 Euro können Sie als Inflationsbonus steuerfrei und ohne Sozialversicherungsabgaben auszahlen – entweder als Einmalzahlung oder gestückelt.

Diese Regel gilt bis zum 31.12.2024.

Stärken Sie aktiv das Teamgefühl. Gibt es in Ihrem Team bereits interne Schwierigkeiten oder latente Konflikte, können sie durch externe Krisen verschärft werden oder gar eskalieren. Hier lesen Sie, wie Sie Konflikte lösen und Streit im Team vermeiden und wie gute Teamführung aussieht.

Zögern Sie nicht, Ihr Team nach eigenen Vorschlägen zur Verbesserung der Lage zu fragen. Werden z. B. Sparmaßnahmen als Team erarbeitet statt vorgegeben, fällt auch die Umsetzung leichter.

 

Sie möchten noch weitere Tipps, wie Sie Kosten senken, den Umsatz steigern und bessere unternehmerische Entscheidungen treffen können? Dann klicken Sie auf die Links.

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